Leichte Sprache: Sinnvoll oder Unsinn?

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Letzte Änderung des Artikels am 26. August 2019 von Aranita

Leichte Sprache birgt die Gefahr der Manipulation
Leichte Sprache birgt die Gefahr der Manipulation

Immer häufiger findet man auf Webseiten von Behörden oder Politikern die sogenannte „Leichte Sprache“. Und ab dem Jahre 2018 ist sie auf Bescheiden von Behörden Pflicht. Die Idee dahinter ist, dass Behinderte, Ausländer oder Menschen mit Schreib-Lese-Schwäche Texte besser verstehen können. Immerhin sind laut einer Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland „funktionelle Analphabeten“.

Leichte Sprache hat ihren Ursprung in der US-amerikanischen Organisation People First, die 1974 gegründet wurde und 1996 die Idee des Easy Read entwickelte. Das ist grundsätzlich eine gute Sache. Aber wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Doch bevor ich darauf eingehe, möchte ich definieren, was Leichte Sprache ist:

Man soll kurze Wörter benutzen, sie gegebenenfalls teilen und mit Bindestrichen verbinden. Lange, zusammengesetzte Hauptwörter sollen vermieden werden. So wird zum Beispiel das Wort Ochsenschwanzsuppe zu Ochsen-Schwanz-Suppe. Verboten sind lange Sätze, Passivkonstruktionen, Negationen, aber auch der Konjunktiv. Die Satzstruktur soll einfach sein, Nebensätze dürfen nur ausnahmsweise vorkommen, aber nie eingeschoben sein. Wörter, von denen man annimmt, dass sie unbekannt sein könnten, sollen erklärt werden.

Die Lebenshilfe hat eine Webseite erstellt, auf der es ein kleines Lexikon mit verschiedenen Worten gibt, die dann in Leichter Sprache dargestellt werden. Hier wird zum Beispiel das Wort „Sex“ erklärt, auf einer anderen Seite erklärt man Angela Merkel.

So weit, so gut. Allerdings ließ auch Kritik nicht auf sich warten. Als der Deutschlandfunk zum ersten Mal seine Nachrichten auch in Leichter Sprache ins Netz stellte, war die erste Reaktion darauf der Facebook-Eintrag „Deutschlandfunk für Deppen?“. Wie üblich, entstand ein Shitstorm mit Vorwürfen, Schubladen-Denken, Hass und Häme. Erst später, als einige Menschen sich ausnahmsweise mit Argumenten statt mit Hass der Sache annahmen, stellte sich folgendes heraus: Viele Leser ohne Leseprobleme hielten Leichte Sprache für zu reduziert, primitiv oder auch manipulativ. Das Fehlen von Zwischentönen und beruhigenden Relativierungen erzeugte teilweise sogar Angst. Bei jeder Übersetzung besteht die Gefahr, dass etwas verloren geht, so auch bei Leichter Sprache. Es verleitet aber auch dazu, dass man absichtlich fehlerhafte Informationen verbreitet. Sciencefiles ist dieser Sache nachgegangen und hat am Beispiel der Webseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) entsprechende Beweise gesammelt.

Unter dem Titel: „Lügen in leichter Sprache: BMFSFJ lebt eigene Demokratievorstellung“ hat Sciencefiles einiges aufgeschrieben. Ein Beispiel:

„Demokratie ist schwere Sprache.
Das heißt in Leichter Sprache:
Alle Menschen in Deutschland dürfen mit-entscheiden.
Und alle Menschen haben die gleichen Rechte.“

Dieser Text des BMFSFJ verfälscht die Realität. Denn es dürfen nicht alle Menschen in Deutschland mitentscheiden. Säuglinge, Kinder, oder Entmündigte dürfen das nicht. Und ob eine Wahl alle paar Jahre ein „Mitentscheiden“ ist, sollte man vielleicht mit Befürwortern von Volksentscheiden diskutieren. Auch haben nicht alle Menschen die gleichen Rechte. Strafgefangene zum Beispiel haben nicht die gleichen Freiheitsrechte wie Bürger außerhalb von Gefängnissen. Man sieht, die Gefahr der Manipulation ist vorhanden und wird von Manuela Schwesigs Ministerium – wen wundert’s – auch genutzt.

Dass Sprache auch zu einer Abgrenzung gegenüber Anderen genutzt wird, kennen wir von der sogenannten Jugendsprache. Aber nicht nur dort findet man Abgrenzungen, auch bei Links-Grünen, die teilweise eine völlig unverständliche Sprache benutzen, um sich abzuheben vom Rest der Menschen. Hier wäre Leichte Sprache eher verbindend als der trennende unverständliche Kauderwelsch. Ein Beispiel der Jungen Piraten, die sich allerdings mittlerweile erneuert haben, soll das verdeutlichen:

Aus dem Text: „Wir haben keine Quoten oder Regelungen in Bezug auf Religion, Geschlecht, Herkunft oder Beruf und lehnen diese strikt ab, denn nur durch die Einordnung anhand solcher Merkmale kann Diskriminierung überhaupt erst entstehen“ wurde nach der Übernahme dieser Organisation durch Sprachfaschisten, Genderisten und Antideutsche folgendes: „Die gewählten Sprecher*innen sollen zur Hälfte aus sich nicht männlich identifizieren Personen bestehen. Falls nicht genügend nicht männlich identifizierende Kandidierende gewählt werden, können die sich nicht männlich identifizierenden Versammlungsteilnehmer*innen mit mehr gültigen Ja- wie Nein-Stimmen dazu entschließen, diese Plätze frei zu geben.“

Leichte Sprache bei Formularen ist ja nicht nur eine Forderung der Inklusion, sondern auch von der Mehrheit der Menschen. Ganz ehrlich: Wer versteht schon Bescheide des Finanzamts oder anderer Behörden? Wobei es bei Formularen ja durchaus ausreichen würde, diese so zu schreiben, dass der durchschnittliche Mensch in Deutschland sie versteht. Insofern hat die Pflicht, Bescheide ab 2018 auch in Leichter Sprache zu verfassen, durchaus den Vorteil, dass Bescheide von allen Menschen besser verstanden werden. Man darf allerdings nicht vergessen, dass bewusst oder unbewusst, Ursprungstexte ge- oder verfälscht werden können.

Einen großen Vorteil hat Leichte Sprache auf jeden Fall: Selbst die abgebrühtesten Sprachfaschisten dürfen in Leichter Sprache die Sprache nicht durch Gendern oder dem *innen-Blödsinn aufblasen und missbrauchen. Das ist doch schon mal eine gute Sache.



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