Alice Schwarzers abwegiges Weltbild

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Letzte Änderung des Artikels am 24. August 2019 von Aranita

(Bild: Phoenix - Unter den Linden) Alice Schwarzer schießt weit über das Ziel hinaus
(Bild: Phoenix – Unter den Linden) Alice Schwarzer schießt weit über das Ziel hinaus

Alice Schwarzer ist eine zweischneidige Persönlichkeit. Einerseits hat sie mit dazu beigetragen, Ungerechtigkeiten gegen Frauen abzubauen – dafür gebührt ihr Lob und Respekt. Andererseits hat sie aus der legitimen Forderung, das Patriarchat zugunsten einer Gleichberechtigung für alle Menschen abzubauen, genau das Gleiche nur auf der anderen Seite erreicht: Ein Matriarchat, in dem Hass auf Männer gezüchtet wird.

Mit ihrer aktuellen Kampagne greift Schwarzer wieder eines ihrer Lieblingsthemen an: Pornographie und Prostitution. Mit platter, dumpfer Polemik versucht sie, ihr krudes und völlig verschrobenes Weltbild unter die Menschen zu bringen. Für sie und ihre Mitläuferinnen ist Prostitution grundsätzlich Menschenhandel und alle Huren, oder wie sich manche Prostituierte selbst nennen, Sexarbeiter, werden grundsätzlich als „Opfer“ stigmatisiert.

Um was geht es: Schwarzer hat zu einem Appell aufgerufen, dem „Appell gegen Prostitution“. 90 Erstunterzeichner, darunter einige Prominente und Künstler, sind Schwarzers Polemik gefolgt und unterstützen den Appell. Darunter Senta Berger, Lisa Fitz, Cornelia Froboess, Maria Furtwängler, Heiner Geißler, Hannes Jaenicke, Sonya Kraus, Wolfgang Niedecken, Dieter Nuhr, Georg Ringsgwandl, Jutta Speidel und Sarah Wiener.

Der Appell fordert unter anderem „Achtung, und wenn nötig, auch Bestrafung der Freier“. Zwar wird nicht klar und eindeutig ein Verbot der Prostitution gefordert – vielleicht hätten sonst einige der Erstunterzeichner ihre Unterschrift verweigert. Verklausuliert fordert Schwarzer aber genau das. Wörtlich fordert Schwarzer: „Eine Gesetzesänderung, die der Deregulierung von Frauenhandel und Prostitution schnellstmöglich Einhalt gebietet und die Frauen sowie die Minderheit männlicher Prostituierter schützt.“

Das Gesetz, welches Schwarzer kippen will, stammt aus der Rot-Grünen Regierung aus dem Jahre 2002. Mit diesem Gesetz holte man Prostituierte aus der Illegalität, gab ihnen die Möglichkeit, Freier die nicht zahlen wollten zu verklagen und die Vermietung von Arbeitsräumen kann nicht mehr als „Förderung der Prostitution“ rechtlich verfolgt werden. Mit diesem Gesetz wurde Prostitution endlich aus der Illegalität herausgeholt – zum Schutz der Frauen und Männer, die als Sexarbeiter tätig sind.

Gekonnt wird polemisiert, gelogen, falsche Voraussetzungen konstruiert und – in der heutigen Zeit ein Muss – ein „Schutz“ erfunden. Da kann man ja nicht dagegen sein. Nur sieht die wirkliche Welt völlig anders aus, als Schwarzer das dem naiven Volk unterjubeln will. Ohne Zweifel gibt es Zwangsprostitution und Menschenhandel. Handlungen, die zu Recht geächtet und verboten sind, die aber stattfinden. Gegen Zwangsprostitution vorzugehen ist wichtig und richtig. Falsch ist, alle Prostituierten über einen Kamm zu scheren und zu behauten, Menschenhandel und Zwangsprostitution würde grundsätzlich überall stattfinden, wo es um Sexarbeit geht.

Die Sexarbeiterin und Mitglied der Piratenpartei Carmen Amicitae hat einen interessanten Vortrag zum Thema gehalten, der in einem Video zur Verfügung steht:

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Nicht nur Carmen Amicitae wehrt sich gegen Schwarzers Polemisierung und Schwarz-Weiß-Malerei. Wie der Nachrichtensender n-tv berichtete, „sprengten [Sexarbeiterinnen] kurzerhand die Buchvorstellung und führten die Feministin nach allen Regeln der Kunst vor“. Schilder mit der Aufschrift „Halt die Klappe Alice!“, Flyer mit den Texten „Mein Beruf gehört mir“ und „Sprecht mit uns, nicht über uns!“ sollten Schwarzer und ihren Mitläuferinnen zeigen, auf welchen Abwegen sich die Feministin befindet. Die Sozialarbeiterin Wiltraud Schenk sagte: „“Ich arbeite seit mehr als 25 Jahren als Sozialarbeiterin für das Gesundheitsamt. Noch nie war die Situation für Prostituierte so gut wie heute. Wenn ich an die Zeit vor dem Gesetz zurückdenke, schüttelt es mich: So viele sinnlose Restriktionen, die die Mädels nur in die Illegalität gedrängt haben!“ Und weiter: „Ich war immer ein Fan von Alice, sie hat viel für uns Frauen getan. Aber jetzt muss ich sagen: ‚Halt die Klappe, Alice, davon hast Du keine Ahnung‘!“

Ein „Argument“ der Prostitutionsgegner ist die Behauptung, Prostitution mache keinen Spaß und würde nur dazu genutzt, um Geldsorgen abzubauen. Würde man dieser Argumentation folgen, müsste man viele Berufe verbieten. Oder glaubt Schwarzer im Ernst der Job an einem Fließband oder der Kasse eines Discounters sei ein erfüllender Job, den man mit Hingabe ausführt? Viele Jobs werden ausschließlich ausgeübt, um die eigene Existenz zu sichern. Aber nur bei Prostitution soll das „unmenschlich“ sein und verboten werden?

Schwarzer hat sich und der Menschlichkeit mit diesem Appell einen Bärendienst erwiesen. Es wäre interessant zu erforschen, wie viele Unterzeichner dieses Appells mit dem Wissen der Betroffenen im Hintergrund ihre Unterschrift am liebsten zurückziehen würden. Das wäre ein echtes Zeichen für Menschlichkeit, gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel.

Es gibt übrigens einen Gegenappell zu Schwarzers Appell, den „Appell FÜR Prostitution – für die Stärkung der Rechte und für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in der Sexarbeit“. Wem es wirklich darum geht, Menschenhandel und Zwangsprostitution einzudämmen und nicht Prostitution aus ideologischen Gründen zu verdammen, sollte dort unterschreiben.



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