Mein Rückblick auf 2015

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Letzte Änderung des Artikels am 26. August 2019 von Aranita

Mein Rückblick auf 2015
Mein Rückblick auf 2015

2015 war, politisch gesehen, ein Pleite-Jahr. Die Piraten-Partei, in die ich so viele Hoffnungen gesetzt hatte, hat diese leider nicht erfüllt. Genaueres dazu will ich nicht öffentlich schreiben, da Nachtreten nicht mein Ding ist. Wer mit mir über dieses Thema reden will, ist jederzeit herzlich dazu eingeladen. Die sogenannten „linken“ Parteien haben sich zu Verbotsparteien und Zerstörern der Freiheit entwickelt. Die konservativen Parteien versuchen mit pseudolinken Parolen die Wähler zu betrügen. Damit stärken sie aber nur den rechten Rand. Die AfD, die schon am Boden lag, bekam dadurch neuen Aufwind.

Ja, „Links“ ist „in“. Sowie Konservativ in den 80er Jahren „in“ war und jeder Andersdenkende als „Kommunist“ beschimpft wurde, beschimpft man heute Menschen abseits des Mainstreams als „Nazi“. Allerdings ist das wesentlich gefährlicher, denn die Mitte der Gesellschaft driftet dadurch langsam aber sicher immer weiter an den sogenannten „Rechten Rand“. Nach dem Motto: Wenn man schon als „Nazi“ beschimpft wird weil man den Hasspredigten der Netzfeministen kritisch gegenübersteht, weil man laut fragt, wie denn die Sache mit der Flüchtlingsproblematik weitergehen soll, kann ich auch gleich eine ultra-konservative Partei wählen. Da läuft politisch einiges schief in diesem Land.

Wobei das alte Rechts-Links-Schema schon länger nicht mehr gilt. Es entstand ja ursprünglich im Jahre 1814 durch die Sitzordnung der politischen Parteien in Frankreich. Vom Präsidenten aus gesehen saßen  auf der rechten Seite die Parteien, die für den Erhalt der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse eintraten. Und auf der linken Seite saßen diejenigen, die eine Anderung der politischen und sozialen Verhältnisse anstrebten.

Links stand einmal für gleiches Recht für alle Menschen, Gerechtigkeit, Nähe, Wärme und streiten für den „kleinen Mann“. Rechte Werte dagegen waren die Betonung der gesellschaftlichen Unterschiede, man war für staatliche Autorität (ein starker Staat), aber auch nationales Denken

Auch in Sachen „Freiheit“ gab es Unterschiede. Für die Linken bestand Freiheit darin, dass sich der Staat um soziale Sicherheit und Geborgenheit zu kümmern hatte. Ein zentrales linkes Anliegen war die Solidarität mit den Schwächeren. Spätestens seit SPD und Grüne Hartz IV eingeführt hatten, stimmte diese Einschätzung nicht mehr. Auch dass Rechte ursprünglich den Begriff „Freiheit“ als Freiheit von staatlicher Gängelung und staatlichem Zwang sahen, gilt nicht mehr. Ein starker Staat, den Rechte wollen, verhindert Eigenaktivität und Selbstbestimmung.

Und die Parteien, die einst für Freiheit und Selbstbestimmung standen wie die FDP es noch in der sozialliberalen Koalition tat, haben sich dem Neoliberalismus verschrieben, für den Freiheit nur für eine Handvoll „Bosse“ gilt – ähnlich wie das bei der Feministen-Lobby der Fall ist. Auch hier profitieren nur ein paar „Goldene Röcke“, wie sie in Norwegen genannt werden. Die „normale“ Frau hat nichts davon, dass sich ein paar Herrinnen die Aufsichtsratsposten untereinander aufteilen.

Aber zurück zum Jahr 2015. Ein paar Irre haben unter dem Deckmäntelchen des Islam ihre durchgeknallten Phantasien Wirklichkeit werden lassen und ermorden Andersdenkende, Andersgläubige und überhaupt Menschen, die ihnen aus welchen Gründen auch immer nicht passen. Und bei uns wird diesen Spinnern auch noch in die Karten gespielt. Eine Sondersendung jagt die andere, sogenannte „Experten“ dürfen in unzähligen Talkshows ihren Unsinn zum Besten geben und der sogenannte „Islamische Staat“ lacht sich ins Fäustchen. So viele kostenlose Werbung für ihr menschenverachtendes Weltbild hatten die sich wahrscheinlich nicht zu träumen gewagt.

Ich selbst habe 2015 wieder mehr mein Hobby Geocaching betrieben, ein Vorteil meiner Piraten-Pause. Plötzlich hatte hat man wieder Zeit für andere Dinge.

Viele Menschen sind 2015 gestorben, ich will nur ein paar heraus greifen, die mir spontan einfallen: Helmut Schmidt, der ehemalige Bundeskanzler, der bis ins hohe Alter immer eine Meinung hatte. Sie war nicht immer meine, aber das muss ja gar nicht sein. Menschen wie er findet man in der von Lobbyisten beherrschten weichgespülten Politiklandschaft heute nicht mehr. Dann erinnere ich mich an Kurt Masur, einem begnadeten Dirigenten, der auch politisch zu seiner Meinung stand. Der Literaturkritiker Hellmuth Karasek, durch den Literatur wieder etwas „fürs Volk“ wurde. Egon Bahr, der durch die Ostverträge viel Kritik (auch von mir) einstecken musste, der aber immer seine Meinung verteidigte und sich nicht wie ein Fähnchen im Wind drehte.

Nicht zu vergessen Omar Sharif – durch ihn konnte man fast jedes weibliche Wesen überreden, mit ins Kino zu gehen. Oder Percy Sledge, dessen „When a man loves a woman“ der Schmusesong auf Partys war. Wen erinnere ich noch – ach ja, Helmut Dietl, der der Münchner Schickeria so gekonnt den Spiegel in seinen Filmen vorgehalten hat. Und natürlich Leonard Nimoy, der beste Mister Spock aller Zeiten.

Ja, die echten Typen sterben aus. Wer sich heute nicht anpasst, ist „out“. Man setzt sich nicht mehr mit Andersdenkenden auseinander, man bekämpft sie. Achja, da hat Richard von Weizsäcker, der auch 2015 gestorben ist, in seiner berühmten Rede von 8. Mai 1985 etwas Passendes und Nachdenkenswertes gesagt:

Die Bitte an die jungen Menschen lautet:

Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Auf ein besseres 2016.



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