Die Hetze gegen VKontakte beginnt

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Letzte Änderung des Artikels am 6. Januar 2022 von Aranita

VKontakte - Alternative zu Facebook
VKontakte – Alternative zu Facebook

Das soziale Netzwerk VKontakte ist eine Plattform ähnlich wie Facebook. Die Funktionen gleichen sich, allerdings kommt VKontakte, oder kurz VK, nicht aus den USA, sondern aus Russland. Es ist allerdings auch auf Deutsch verfügbar.

Ich selbst habe mich im Januar 2016 dort eingetragen, weil mir ein witziges Bild eines Gemüses, welches Ahnlichkeiten mit einem Penis hatte, bei Facebook gelöscht wurde. Das Bild würde nicht den „Community Standards“ entsprechen. Gleichzeitig wurden massiv Löschungen bekannt, die unter anderem Kritik an Merkels unkontrollierten Flüchtlingszuzug beinhalteten. Beides Dinge, die in Deutschland in keinster Weise auch nur annähernd strafrechtlich relevant sind. Seither sichere ich teilweise automatisch meine Inhalte von diesem Block und Facebook beziehungsweise Twitter auf VK.

Mittlerweile haben auch die Staatsmedien mitbekommen, dass sich immer mehr Menschen den Zensurbestrebungen auf Facebook entziehen und zu VK wechseln, auf das die Zensurwütigen keinen Zugriff haben. Ja, dafür soll angeblich die Putin-Administration Zugriff haben, mir ist aber bisher noch kein Löschen von Bildern, Beiträgen oder Accounts bekannt geworden. Sogar Bilder mit weiblichen Brüsten werden nicht zensiert, etwas, was bei Facebook völlig unvorstellbar wäre.

Mit was kann man heute am besten hetzen? Richtig, mit der Rechtspopulismus-Keule. Und genau die wird von den Staatsmedien geschwungen. So meldete die Tagesschau, „Das mehr als 100 Millionen Nutzer zählende russische Netzwerk ist zum Zufluchtsort für deutsche Rechtsextremisten geworden“, nicht ohne vorher zu erwähnen, dass Manfred Dorfmüller, ein selbsternannter Schamane mit ziemlich kruden Vorstellungen, Facebook „beharrlich“ als „Fratzenbuch“ bezeichne. Nein! Er sagt „Fratzenbuch“. Wie böse.

In das selbe Horn stößt – wen wunderts, Jan Rathje von der linksextremen Amadeo-Antonio-Stiftung, an dessen Spitze mit Anetta Kahane ein ehemaliger DDR-Stasi-Spitzel steht: „VK kann daher als typisches Radikalisierungsnetzwerk gesehen werden – das zeigt auch der Fall des Druiden“, so Rathje in der ARD.

Es ist durchaus richtig, dass bei VK neben vielen anderen auch konservative, rechte und sogar rechtsradikale Menschen eine virtuelle Heimat gefunden haben. Ein soziales Netzwerk nur für Merkel-treue Klatsch-Auguste gibts halt nicht. Menschen sind vielfältig und haben teilweise auch politische Ansichten, die andere nicht teilen. Und niemand wird gezwungen, entsprechende Beiträge zu lesen. Wobei es auf VK durchaus seltsame Menschen gibt, wie in anderen sozialen Medien auch. Zum Beispiel den Schlagersänger und Esoteriker Christian Anders („Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“), der anhand eines ziemlich langen Videos beweisen will, dass Michelle Obama ein Mann sein soll.

Der SWR geht mit seiner Berichterstattung noch einen Schritt weiter als die ARD: „Die Kommentare gehen häufig an die Grenze der Volksverhetzung oder auch darüber hinaus“, so der SWR. „Auf VK gibt es auch Profilfotos mit Hakenkreuzen, Frauen posieren neben Hitlerporträts und Männer lichten sich mit Waffen ab“. Das mag durchaus richtig sein (ich selbst habe derartige Fotos allerdings noch nicht gesehen), was der SWR aber verschweigt: In Russland ist das Zeigen von Nazi-Symbolik – wie in fast allen anderen Ländern außer Deutschland – nicht strafbar. Stellt sich die Frage, mit welchem Recht Deutschland seine Gesetze plötzlich anderen Staaten aufzwingen sollte. Das wäre vergleichbar damit, dass Saudi-Arabien von Deutschland verlangen würde, Frauen auch in Deutschland in Stoffgefängnisse zu zwingen, weil sich in Saudi-Arabien Frauen nun mal nicht kleiden dürfen wie sie wollen.

Übrigens hat die russische Staatsduma im Jahre 2004 einen Gesetzentwurf abgelehnt, der das Zeigen von Nazi-Symbolik unter Strafe gestellt hätte. Das Vorführen des Hakenkreuzes, des Hitlergrußes und anderer Zeichen des Nationalsozialismus wollte man mit Geld- oder Haftstrafen ahnden, so der Vorschlag des Moskauer Stadtparlaments. Das Gesetz wurde jedoch abgelehnt, nur 103 von 226 Abgeordneten stimmten für eine entsprechende Gesetzesänderung.

Was die Regierenden in Deutschland noch lernen müssen in Sachen Internet-Neuland: Gesinnung kann man nicht verbieten und wenn man das versucht, ändert man nicht die Gesinnung, sondern die Menschen weichen auf Plattformen aus, die nicht zensiert werden. Da helfen auch keine Ex-Informelle Mitarbeiter der DDR-Stasi, oder Firmen wie das von regierungstreuen Organisationen unterstützte und finanzierte Correctiv. Da hilft auch nicht das ständige „Rechtspopulismus“-Geplärre. Da hilft nur eine bessere Politik für die Menschen und nicht für Lobbyisten, eine Politik mit einer funktionierenden Opposition. Davon sind wir aber derzeit leider ziemlich weit entfernt.



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