Jens Balzers Rammstein-Kritik: Dummes „Nazi“-Geschwurbel

Voraussichtliche Lesedauer des Artikels: 3 Minuten

Letzte Änderung des Artikels am 30. September 2019 von Aranita

Jens Balzer und seine Nazi-Phantasien anhand des Filmes „Rammstein: Paris“

Jens Balzer ist ja eigentlich ein ganz ein Lustiger. Sich selbst überschätzend als Kritiker von Musik geht er in seinen Texten meist weniger auf die kritisierten Musiker ein, als dass er versucht, sich selbst als begnadeten Schreiberling darzustellen. Dazu gehört sein Schreibstil, den er wohl als intellektuell ansieht, der einem aber wegen seiner Naivität eher ein Grinsen entlockt als Bewunderung für das Geschriebene.

Der 1969 geborene Balzer hat wohl ein Lebenstrauma, nicht eher geboren zu sein um die 60er Jahre bewusst miterleben zu können, vielleicht ist das ja der Grund für seine – höflich ausgedrückt – intellektuellen Besonderheiten.

Dieser Jens Balzer hat sich jetzt in Spiegel Online über den Film „Rammstein: Paris“ hergemacht. Selbstverständlich muss man Rammstein nicht mögen. Die Musikgeschmäcker sind zum Glück verschieden. Allerdings ist Balzers dümmlicher Versuch, Rammstein als Nazi-Band zu verleumden, an Peinlichkeit fast nicht zu überbieten.

Auch die angedichtete Nähe der Band zu AfD und Pegida ist noch irrealer als der restliche Auswurf, den Balzer in seine Tastatur erbrach. Und sein Satz „[…] man sieht vor allem: sechs ruß- und ölverschmierte Herrenmenschen“ könnte man eher so deuten, dass sich Balzer selbst Nationalsozialistischer Sprache bedient – Rammstein tut das nicht.

Aber dümmliches „Nazi“-Geschwurbel ist heute ja schon fast Pflicht für Pseudo-Linke, die sich selbst als ach so intellektuell und politisch aufgeklärt sehen. Ob das Grüne oder sogenannte „Linke“ sind, die jeden Andersdenkenden als „Nazi“ verleumden oder ob das der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ist, der ganze Länder als Hort von Nazis beleidigt – die „Nazi“-Beschimpfungen sind in den allermeisten Fällen nichts weiter als der Ausdruck der eigenen Unfähigkeit, sich mit Fakten zu beschäftigen. Oder dem Fehlen von Argumenten.

Das rollende „R“, welches typisch für Rammstein-Sänger Till Lindeman ist, ist für Balzer in bester Tradition von durchgeknallten Verschwörungstheoretikern ein Indiz für „nazideutsch“. So schreibt Balzer: „Wenn zum Beispiel der Rammstein-Sänger Till Lindemann, was er gerne tut, nach seinem typisch nazideutsch-martialischen Rollen des ‚R‘ die lange Zunge lasziv heraushängen lässt […]“.

In einem Interview mit dem Musik Express im Jahre 1997 sagte Lindemann, auf das rollende „R“ angesprochen: „Dabei ist das rollende ‚R‘ noch nicht einmal aus Absicht entstanden. Es kam von selbst, weil du in dieser tiefen Tonlage automatisch so singst. Wir wollten damit um Gottes Willen keine faschistische Attitüde erschaffen. […] Erst später, als wir in Interviews dazu befragt wurden, haben wir uns damit auseinandersetzen müssen“. Aber was zählen schon die Aussagen von Betroffenen, wenn Balzer Futter für seine hochgradig irrationalen Nazi-Vorurteile sucht.

Was Balzer allerdings bei dem folgenden Satz konsumiert hat, kann man nur erahnen. Gesund war es sicherlich nicht: „Rammstein sind die Urszene von Pegida und AfD – und daran ändert auch nichts, dass sie aus Ostberlin und der Punkszene kommen und sich auf Nachfrage als Linke bezeichnen.“

Man kann Rammstein vieles vorwerfen. Harte Texte, die nicht jedermanns Sache sind. Eine Bühnenshow, die viele Pyro-Effekte beinhaltet und daher in zwei Stunden mehr Feinstaub erzeugt als Helmut Schmidts Menthol-Zigaretten während seines gesamten Lebens. Themen in den Songs, die die Vegan-, Männerdutt- und MiMiMi-Generation nach Safe-Spaces und Mutti weinen lassen. Aber „Urszene von Pegida und AfD“ sprengt wohl jeden anderen Irrsinn, den Balzer sonst so von sich gibt.

Was den Film „Rammstein:Paris“ selbst betrifft, so kann ich, da ich ihn nicht gesehen habe, nur eine Kurzzusammenfassung von der Webseite des Films zitieren: „Während der ‚Made in Germany‘-Tour drehte der gefeierte schwedische Regisseur Jonas Jonas Åkerlund im März 2012 bei zwei umjubelten Rammstein-Konzerten, die vor jeweils 17.000 Zuschauern in der Bercy Arena in Paris stattfanden. Der Film, der daraus entstanden ist, (mit 16 Songs aus dem gesamten Repertoire) nicht nur das bislang spektakulärste Bilddokument über die derzeit größte deutsche Rock-’n‘-Roll-Band, sondern er ist ein Meisterwerk des Musikkinos, das die Energie von Rammstein in ein einmaliges visuelles und sonisches Erlebnis fasst.“



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1 Antwort

  1. Balzer ist ein sehr guter Musikkritiker. Das ist doch peinlich von Euch, so affig über ihn herzuziehen, bloß weil seine Meinung einmal nicht passt. So verschaffen wir als Rammstein-Fans uns nie Anerkennung und gelten weiterhin nur als beleidigte Leberwurst. Dieses Geschwaller darüber, daß er angeblich nur sich selbst feiern will, was für ein Dünnsinn. Tut mir leid, aber das war peinlich. Ich kann die Band _und_ den Balzer gut finden und muss da nicht zum Affen werden. Man nennt es Meinungsfreiheit.

    • Zur Meinungsfreiheit gehärt es aber auch, Balzers Kritik schlecht zu finden. Ob du das peinlich findest oder nicht.

  2. Musikgeschmäcker sind zum Glück verschieden. „Nazi“-Plärrende Pseudo-Kritiker sind nur eins: Typen, die das widerliche Tun der echten Nazis verharmlosen und damit die Opfer der echten Nazis aufs übelste verhöhnen.

  3. Also, den Film nicht zu sehen und dann eine sehr lesenswerte und reflektierte Kritik an ihm so zu zerstören, finde ich absolut albern. Ich bin auf diese Seite hier gestoßen, weil ich mich nach Ansicht des Films ebenfalls gefragt habe, ob und welche Art von Kritik es an der Koketterie der Band mit Nazi-Ästhetik gibt – auch in der Fan-Gemeinde. Dass Rammsteins Musik und Show für sich genommen interessant und lustvoll und manchmal großartig ist – daran besteht kein Zweifel für mich. Und ich kann auch die Faszination der Überwältigung und Enthemmung verstehen. Aber ich stimme der Kritik auf SPON vällig zu, dass es völlig daneben und enttäuschend ist, diese Band in der Volksbühne zu Castorfs Abschied zu feiern. Dazu ist Rammstein dann doch zu billig, unreflektiert und populistisch.

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