Letzte Änderung des Artikels am 24. August 2019 von Aranita

Am Samstag lief im ZDF wieder “Wetten Dass…”. Es waren ein paar Stars und Sternchen da, es gab interessante und weniger interessante Wetten, eigentlich war es wie immer. Wenn die Sendung nicht in Augsburg stattgefunden hätte, in Augsburg nicht die “Augsburger Puppenkiste” beheimatet wäre und wenn es nicht eine Stadtwette zu diesem Thema gegeben hätte.
In der Stadtwette wurde gewettet, dass man es nicht schaffen würde, mindestens 25 Menschen zu finden, die sich als Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer zu verkleiden. Jim sollte natürlich geschminkt sein, mit schwarzer Farbe oder Schuhcreme, erläuterte Markus Lanz beim Vorstellen der Wette. Die Wette wurde übrigens verloren, etwa 50 verkleidete Menschen kamen in die Show, darunter auch der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl samt seiner (schwarz geschminkten) Frau.
Das war das Signal für manche Leute, sich auf Twitter, Facebook und den eigenen Blogs so richtig zu empören. Rassismus-Vorwürfe wurden laut, man verglich das Ganze mit “Blackfacing”. Blackfacing? Ja, das gab es in den USA in den 20er und 30er Jahren. Die Wikipedia schreibt über Blackfacing:
Blackface ist eine rassistisch geprägte Theater- und Unterhaltungsmaskerade, die in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entstand. Dabei malten sich weiße Künstler das Gesicht schwarz und spielten den “naiven, trunkenen, schwachsinnigen und immer fröhlichen Neger”, so wie vor allem nordamerikanische Weiße sich Schwarze vorstellten. […]
Blackface entstammt der klassischen Tradition des Narren aus der italienischen Commedia dell’arte. Dort hatte die Maske die Funktion, dem hinter der Maske verborgenen Sprecher Narrenfreiheit zu gewähren. Dieser “konnte so seine Späße ungehindert treiben und musste keine Konsequenzen fürchten. Durch diese Maske konnten die Minstrels auch ernsthafte Kritik äußern, ohne richtig ernst genommen werden zu müssen.
Ganz klar: Der Hintergrund beim Blackfacing Anfang des letzten Jahrhunderts lag darin, Menschen mit dunkler Hautfarbe lächerlich zu machen, und das ist durchaus rassistisch. Wie die Pseudo-Empörten allerdings darauf kommen, dieses Lächerlichmachen von Menschen mit anderer Hautfarbe auf die Augsburger Stadtwette zu übertragen, ist für die meisten Menschen völlig unverständlich. Es ging ja nicht darum, sich über andere Menschen wegen deren Hautfarbe lächerlich zu machen. Es ging darum, sich als “Jim Knopf” zu verkleiden. Und Jim hat nun einmal eine dunkle Hautfarbe. Völlig wertfrei übrigens.
So weit, so schlecht. Was aber dann kam, lässt mich an der Ernsthaftigkeit der Pseudo-Empörten zweifeln. Wie das so ist in sozialen Netzwerken, gab es Pro- und Kontra-Meinungen. So schrieb ein User auf Twitter: “Gebührenfinanzierter rassismus vom @ZDF. Lanz stiftet zum blackfacing an. Ich glaubs nicht.” Ein anderer meinte: “Kommt endlich damit klar, dass wir euren “wohlmeinenden” “Das ist ja #blackfacing!!!!!”-Rassismus nicht ertragen wollen.”
So etwas ist in einer Demokratie mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung durchaus üblich. Man hat unterschiedliche Meinungen, diskutiert darüber, kommt auf einen gemeinsamen Nenner oder man kann sich auch einmal nicht einigen, das wars. Nicht so an Tagen wie diesen. Meinungsfreiheit Andersdenkender darf nämlich für einige Fanatiker nicht sein. Die Spamblock-Mafia auf Twitter hat wieder einmal zugeschlagen (Ich habe auf diese Bücherverbrenner des 21. Jahrhunderts bereits hingewiesen).
Es wurden Menschen von dieser Gruppe mit Spamblock-Attacken überzogen und dabei machte man keinen Unterschied ob die Betroffenen wirkliche Rassisten sind oder nicht – die Spamblock-Mafia schlug knallhart zu. So wurde unter anderem der Account von Gaejawen geblockt. In ihrem Blog schreibt Gaejawen zu diesem Thema folgendes:
Ich versuchte (zugegeben DUMMERWEISE!), beruhigend, schlichtend, mit Fakten und sachlich die Wogen zu glätten.. AUWEIAAAA, das hätte ich wohl besser mal gelassen, oder? […]
Da ich gestern lediglich DEeskalierend und beschwichtigend wirken wollte, wurde mein Twitter Account @Gaejawen, wie auch der dann neueröffnete @GaejawenBACK Account so gespamblockt, dass ein Anschreiben an Twitter nötig wurde! Der dritte Account @GGaejawen wurde ebenfalls heute schon einmal geblockt! Es macht mich traurig zu erleben, dass selbst noch nicht mal sachliche und weltoffene Möglichkeiten der Betrachtensweisen in Betracht kommen und Überzogenheit eine solche Allmacht zu bekommen scheint!
Um geblockte Accounts zu sammeln und deren Ersatzaccounts den Menschen mitzuteilen, hat NetReaper ein Pad eröffnet und per Twitter darum gebeten, dort plötzlich verschwundene Accounts einzutragen. Kurze Zeit später war das Pad durch Vandalismus völlig unlesbar geworden, so dass ein neues Pad angelegt werden musste, dieses Mal ohne öffentliche Zugriffsrechte. Die Spamblock-Mafia kennt keine Grenzen, keine Toleranz, kein Miteinander. Ganz im Stile faschistischen Gedankenguts werden Andersdenkende zensiert, mundtot gemacht und gemobbt.
Leider gibt es einen, wenn auch kleinen aber dafür sehr lautstarken Flügel in der Piratenpartei (meist aus dem ultrafeministischen Umfeld), der sich insbesondere durch Spamblocking und Mobbing hervortut. Wenn die Piratenpartei in der Öffentlichkeit ernst genommen werden will, muss sie sich dieser Menschen, die (übrigens völlig intransparent in kleinen geheimen Zirkeln) Andersdenkende zensieren, entledigen. Gaejawen ist übrigens wegen dieses Vorfalls aus der Piratenpartei ausgetreten und sie war nicht die erste und wird leider nicht die letzte sein, die diesen Schritt gehen muss. Die Piratenpartei muss sich entscheiden, ob sie Menschen die Mobben, Andersdenkende unterdrücken und Hass säen weiter eine Heimat geben will und damit politisch völlig in der Bedeutungslosigkeit versinken wird, oder ob sie für Menschen offen sein will, die ganz einfach im Sinne des Grundsatzprogramms der Partei Politik machen wollen.
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