Abenteuertrip nach Südost-Europa

Voraussichtliche Lesedauer des Artikels: 9 Minuten

Letzte Änderung des Artikels am 18. August 2021 von Aranita

Bild 1: Der erste Eindruck von Albanien
Bild 1: Der erste Eindruck von Albanien

Lange ist es her, da hatte ich die Idee, in jedem Land Europas gewesen zu sein. Bis auf einige Länder ist mir das auch gelungen, und nun war Albanien an der Reihe. Vor 25 Jahren oder so wollte ich schon einmal dort hin, man hat mich aber nicht hinein gelassen. Damals war Albanien stalinistisch und Ausländer durften nicht so ohne weiteres in das Land. Ich habe später erfahren, dass ich Mitglied in der KPD hätte sein müssen, die hatten Reisen nach Albanien organisiert gehabt. Nach der Öffnung Albaniens war ich ein paar Mal in Kroatien, aber es war mir dann doch immer zu weit, dort hin zu fahren. Jetzt habe ich kurzerhand beschlossen, „wir fahren schnell nach Albanien“.

Bild 2: Das Hotel Marina in Portoroz
Bild 2: Das Hotel Marina in Portoroz

Das Problem war, dass wir nur fünf Tage Zeit hatten und dass es doch etwa 1.600 Kilometer dort hin sind. Da eh ein neues Navi fällig war, habe ich mir am Samstag schnell eines gekauft, Karten erneuert und am Sonntag früh ging es dann los. Da ständig Staumeldungen vom Karawankenpass und der Tauernautobahn kamen, sind wir über Kitzbühel nach Udine gefahren und von dort an die slowenische Adriaküste, in Portoroz, welches in der Nähe von Piran liegt. Das Touristenbüro hatte nicht mehr allzuviel Auswahl, wir haben uns dann für das „Marina“ (Bild 2) entschieden, ein Hotel im Yachthafen, das Doppelzimmer für 100 Euro – ohne Frühstück.

Bild 3: Die Fähren von Split aus fahren fast alle nach Süd-Italien
Bild 3: Die Fähren von Split aus fahren fast alle nach Süd-Italien

In Dubrovnik haben wir über das Touristenbüro ein Apartment bekommen, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche mit Computer (Internet!) und Sat-Fernseher. Preis: 65 Euro. Der Vermieter hat uns recht viel über Dubrovnik erzählt – wir werden dort sicher wieder hinfahren, dann aber mit mehr Zeit. So ging es am nächsten Tag weiter nach Montenegro. Montenegro ist zwar in der EU, hat auch den Euro, aber man benötigt eine grüne Versicherungskarte, die wir nicht hatten. Kein Problem, an der Grenze gibt es Versicherungsagenturen, die einem das Ding für 15 Euro verkaufen. Am nächsten Morgen ging es dann weiter, zuerst über die äußerst gut ausgebaute Autobahn durch Kroatien nach Split, und von dort weiter die Küstenstraße nach Dubrovnik. In Split haben wir eine Pause gemacht, uns die großen Passagierschiffe (Bild 3) angesehen und gemütlich Mittag gegessen. Während es an der Grenze nach Kroatien meist recht zügig geht, muss man zwischen Split  und Dubrovnik einige Kilometer durch Bosnien-Herzegovina fahren und die haben sich die Pässe sehr genau angesehen – inklusive Stempel. Obwohl ich öfter im Ausland bin, einen Stempel habe ich schon lange nicht mehr in meinen Pass bekommen.

Bild 4: Die Europastraße E762 in Montenegro
Bild 4: Die Europastraße E762 in Montenegro

Seit Split waren wir nur auf Landstraßen unterwegs und auch in Montenegro gab es Anfangs recht gut ausgebaute Landstraßen. Das hat sich allerdings ab Podgorica schlagartig geändert. Die Europastraße 762, die einzige Verbindung aus dem Süden nach Albanien, ist nichts weiter als ein teilweise geteerter Feldweg (Siehe Bild 4). Wenn sich hier zwei Laster entgegen kommen, wird es spannend. Da wird rangiert was das Zeug hält und irgendwie kommen sie dann auch aneinander vorbei. Auf der ganzen Straße gilt übrigens eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h. Übrigens: Wenn jemand diese Strecke fahren will, kurz hinter Podgorica gibt es direkt an der E762 ein Restaurant namens „Troja“, wo man sehr gut essen kann. Ach ja: Essen und Getränke im klimatisierten Innenraum einschließlich einer gemütlichen Zigarette nach dem Essen kostete für zwei Personen mit Trinkgeld 15 Euro.

Bild 5: Die E762 in Albanien
Bild 5: Die E762 in Albanien

Im Gegensatz zu einigen Berichten haben wir festgestellt, dass das Tankstellennetz sehr gut ausgebaut ist. Zwar fahren die meisten Albaner Mercedes Diesel, aber Super und sogar Autogas ist kein Problem in Albanien. Die einzige Schwierigkeit für uns war die Tatsache, dass Shengjin, die Stadt zu der wir wollten, nicht auf den Navi-Karten vorhanden war. Auch in Montenegro waren nur die Hauptverkehrsstraßen abgedeckt. Allerdings ist in Albanien mittlerweile die Beschilderung doch rudimentär vorhanden, so dass man mit einem Atlas sich halbwegs zurecht findet.Irgendwann steht man dann an der Albanischen Grenze. Es gibt wieder einen Stempel in den Pass, man kann aber auch mit Personalausweis einreisen. Uns war durch Informationen vor der Reise zwar klar, dass die Straßen in Albanien in einigen Teilen des Landes das Wort „Straße“ nicht verdienen, die E762 hat uns aber trotzdem überrascht. Teilweise ist die Straße zwar geteert, aber überfüllt mit Schlaglöchern, teilweise fährt man auf Schotter (Bild 5). Auch Pferde- oder Eselfuhrwerke sind keine Seltenheit auf den Hauptverkehrsstraßen, ebenso wie unbeleuchtete Fahrzeuge.

Bild 6: Die Europastraße führt quer durch Städte
Bild 6: Die Europastraße führt quer durch Städte

Sowohl in Montenegro als auch in Albanien (auch Teilen Kroatiens) sollte man als Autofahrer geübt sein. Die Verkehrsvorschriften werden doch sehr frei interpretiert. Einmal sind wir in eine Straßenkontrolle der Polizei geraten. Wenn man sieht, was dort für Autos fahren – teilweise ohne Licht, bei manchen ist es ein Wunder, dass die überhaupt fahren – war diese Polizeikontrolle wohl so etwas wie eine Nebenbeschäftigung der Polizisten. Ich war nicht angeschnallt und der Polizist gab mir durch Gesten zu verstehen, dass das nicht erlaubt sei. Er schrieb ein Strafmandat aus, sah dabei immer zu seinem Kollegen und als der mit einem anderen Autofahrer zu tun hatte, sollte ich aussteigen. Der Polizist machte das internationale Zeichen für „Geld“, in dem er Mittelfinger und Daumen aneinander rieb. Ich frage, wie viel ich zu zahlen hätte, er verstand das aber weder auf Englisch noch auf Deutsch. Er stellt sich vor meine Motorhaube, winkte mich heran und begann, auf die Motorhaube die Zahl 10 zu kratzen. Ich holte meinen Geldbeutel heraus und wollte ihm 10 Lek (die Albanische Währung) geben (knapp 1 Euro). Er schüttelte mit dem Kopf und begann, auf die Motorhaube auch noch „Euro“ zu kratzen. Bevor er mit das ganze Auto zerkratzen würde, gab ich ihm 10 Euro, worauf er salutierte und mich fahren ließ. Eine Quittung bekam ich – wen wunderts – natürlich nicht.

Bild 7: Das Hotel Rafaelo in Shengjin
Bild 7: Das Hotel Rafaelo in Shengjin

Die Straße nach Shengjin war dann ausgeschildert und wir fanden auch ohne Navi hin. Shengjin war während der stalinistischen Zeit der Badeort für die Bonzen. Mittlerweile werden dort Hotelbunker aus dem Boden gestampft, die durchaus westlichen Standard haben. Wir haben uns für das Hotel „Rafaelo“ (Bild 7) entschieden, das Doppelzimmer für 40 Euro – einschließlich Frühstücksbuffet. Der Strand selbst sieht aus wie viele Strände in Urlaubsorten. Eine Liege mit Sonnenschirm neben der anderen, Strandbars. Der Strand besteht aus feinstem Sandstrand, das Wasser ist angenehm warm. Eines war allerdings doch anders als an „normalen“ Stränden: Ein paar Kälber betätigten sich als „Rasenmäher“ (Bild 8), sie wurden allerdings von Hotelangestellten immer wieder von den Hotelstränden vertrieben.

 
Bild 8: Wo sonst außer in Albanien findet man Kälber am Strand?
Bild 8: Wo sonst außer in Albanien findet man Kälber am Strand?

Für meine Frau am Schlimmsten war die Tatsache, dass es zum reichhaltigen Frühstücksbuffet keinen Kaffee gab. Ob das daran lag, dass wir sehr früh frühstücken waren und der Kaffee nur noch nicht fertig war, oder ob es wirklich keinen gab, konnten wir nicht in Erfahrung bringen – mich als „Nicht-Kaffeetrinker“ hat das allerdings nicht weiter gestört.

Dann ging es zurück mit einer Übernachtung in Kroatien. Als Fazit dieses Kurzurlaubs bleibt für mich, dass mir jetzt nur noch Irland fehlt und dass ich sicherlich mit mehr Zeit Albanien genauer ansehen möchte. Die Menschen sind äußerst freundlich und höflich, das Land ist immer noch im Umbruch und Aufbau. Der Nachteil ist die weite und teilweise beschwerliche Anreise, für die man als Fahrer und Beifahrer gute Nerven und eine super Reaktion braucht.

Bild 9: Bye bye Albanien
Bild 9: Bye bye Albanien

Ein weiteres Fazit darf natürlich auch nicht fehlen: Für die Menschen in Südost-Europa gibt es wichtigere Dinge als unsinnige Verbote. Zwar wurde auch in Albanien auf Druck der EU und WHO ein Rauchverbot eingeführt, als die Wirte aber geschlossen 24 Stunden deswegen streikten, ist der Stand so, als gäbe es dieses Verbot nicht. Auch in Montenegro findet man keine Verbotsgastronomie und in Kroatien wird in Vorbauten oder Veranden geraucht, während die Innenräume leer sind, ebenso ist es in Slowenien.

Im nächsten oder übernächsten Jahr werde ich wieder nach Albanien fahren, mit mehr Zeit und das Land genauer studieren. Insofern war die Grenze nach Montenegro (Bild 9) für dieses Jahr zwar ein Abschied, es wird aber wahrscheinlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese Grenze überfahren habe. Und vielleicht wird ja in den nächsten Jahren auch bei den Straßen etwas getan, so dass die An- und Abreise etwas stressfreier vonstatten gehen kann.



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