Letzte Änderung des Artikels am 16. April 2022 von Aranita

In Deutschland sind es Kasperl und Gretel, in England Punch und Judy, die in Kasperletheatern die Kinder erheitern. Während in Deutschland Kasperl meistens das Krokodil verhaut, geht in England Punch (übersetzt “Schlag”) mit seinem Stock, der traditionell so groß ist wie er selbst, auf Judy und andere Charaktere los.
Bereits im Jahre 1999 haben die Behörden darüber nachgedacht, diese “Verherrlichung der häuslichen Gewalt” der heutigen Zeit anzupassen – passiert ist damals allerdings noch nichts. Jetzt scheinen die Engländer reif zu sein, dass eine 300 Jahre alte Tradition abgeschafft wird. Die Behörden der Touristen- und Hafenstadt Portsmouth haben nun den Betreiber eines Kasperltheaters aufgefordert, sein Programm zu ändern. Man könne Kindern diese “Gewalt” nicht zumuten.
Statt seines langen Steckens darf Punch jetzt nur noch mit einem Staubwedel und einer Kitzelstange den anderen Puppen zu Leibe rücken. Allerdings wurde betont, dass er dies nur solange dürfe, bis auch das jemand zu gewaltverherrlichend findet. Alle weitergehenden Konflikte sollen die “Opfer” von Punch ab sofort mit Hilfe der örtlichen Behörden lösen.
Das englische Puppenspiel geht auf die Commedia dell’arte zurück und zwar auf die Figur des Pulcinella, ein grober, tölpelhafter, aber auch listiger Diener bäuerlicher Herkunft. In der viktorianischen Version wurde das Puppentheater übrigens damit beendet, dass Punch seine Frau, das Kind und den Henker umgebracht hat.
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