„Die Freiheit stirbt vielfach unbemerkt“

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Letzte Änderung des Artikels am 24. August 2019 von Aranita

Ulrike Ackermann, Professorin für Freiheitsforschung

Man mag es kaum glauben, aber in Deutschland gibt es gerade mal eine einzige Professorin für Freiheitsforschung. Ihr Name: Ulrike Ackermann. Sie ist eine gefährliche Frau für die Herrschenden, diese Ulrike Ackermann. Denn sie spricht aus, was die Menschen heute gerne verdrängen: „Die Freiheit stirbt vielfach unbemerkt“.

In einem Interview mit der „Welt“ begründete Ackermann ihre Sorgen und Bedenken, was die Freiheit betrifft. Sie wies auf Wilhelm von Humboldt (1767-1835) hin, der sagte: „Zur Bildung ist Freiheit die erste und unerlässliche Bedingung.“ Davon ist das deutsche Bildungswesen meilenweit entfernt. Die Pisa-Studie zeigt erschreckende Lücken bei unseren Schülern, und die Freiheit wird immer mehr auf Kosten einer trügerischen Sicherheit zurückgedrängt. Man hat sogar das Gefühl, dass „das Volk“ Angst vor der Freiheit hat und entweder immer mehr Gesetze und Verbote fordert, oder aber diese meist unwidersprochen hinnimmt.

Benjamin Franklin (1706-1790) sagte: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verliert am Ende beides.“ Ackermann wörtlich: „Der Staat wird Tugendwärter und Erzieher, er mischt sich überall ein, moralisiert, pädagogisiert und entmündigt. Er infantilisiert uns regelrecht. Er setzt uns zum Beispiel ein Konzept vom gesunden Leben vor und mahnt uns, fettarm zu essen, Sport zu treiben und das Rauchen zu lassen.“

Ackermann will dafür sensibilisieren, dass die Menschen erkennen, wie ihnen scheibchenweise die Freiheit entzogen wird mit der Begründung für mehr Sicherheit. Diese versprochene Sicherheit gibt es aber nicht, sie ist nur eine erfundene Begründung dafür, die Freiheit immer mehr zurückzudrängen. Die Professorin bringt als Beispiele dafür die Online-Durchsuchungen, das aufgeweichte Bankgeheimnis, die Videokameras in Innenstädten und Bahnhöfen, aber auch das Rauchverbot und Nacktscanner. Dabei befindet sich der Freiheitsbegriff in der deutschen Nationalhymne in der ersten Zeile, ganz im Gegensatz zur Wirklichkeit.

Man mag nun einwenden, dass wir im Gegensatz zu manch anderen Ländern über viel Freiheit verfügen. Abgesehen davon, dass wir nur in einer trügerischen Freiheit leben, muss man mühsam erkämpfte Freiheitsrechte immer wieder aufs Neue verteidigen. Die Menschen rufen immer mehr nach dem Staat, nach Verboten, anstatt sich selbst zu informieren und selbst etwas zu tun.

Beispiel Rauchverbote: Jahrhundertelang funktionierte ein Nebeneinander von rauchenden und nichtrauchenden Menschen völlig problemlos. Und plötzlich soll das nicht mehr funktionieren? Wenn der Wunsch nach Nichtraucherlokalen so übermächtig war, dass man heute nach Verboten ruft, warum ist man dann nicht in Nichtraucherlokale gegangen, die es ja auch schon vor dem Rauchverbot gab? Warum hat man nicht selbst ein Nichtraucherlokal eröffnet? Es gab in München ein Nichtracherlokal, in dem ich ein paar Mal war. Es war teuer, fast immer leer und fast alle sechs Monate wechselte der Besitzer. Es wurde einfach nicht angenommen bei den Menschen.

In den Bauernkriegen gingen die Menschen auf die Straße und demonstrierten, weil sie zehn Prozent ihrer Einnahmen an Steuern abführen sollten. Heute arbeiten wir mehr als die Hälfte unserer Arbeitszeit nur für den Staat, die Steuern werden immer weiter erhöht und die Leistungen gesenkt, aber die Menschen nehmen es hin. Ackermann sagt dazu: „Die Eigeninitiative der Bürger ist gelähmt und die lebensnotwendige Dynamik der Gesellschaft erstickt“.

Die Menschen, die bei jeder Kleinigkeit nach dem starken Staat und mehr Verboten schreien, haben aus den totalitären Erfahrungen der letzten Jahrhunderte nichts gelernt. Die Menschen, die aufgrund eigener Befindlichkeiten nach einer „harten Hand“ und EU-Diktatur und Freiheitseinschränkungen rufen, machen totalitäre Staaten und Freiheitsentzug erst möglich. Das ist das wirklich Beängstigende an dieser Entwicklung. Jeder, der nach härteren Gesetzen schreit, nimmt allen ein Stück Freiheit. So lange, bis keine Freiheit mehr da ist zum Nehmen.



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