Berlin, fanatische Ideologen und eine Demo

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Letzte Änderung des Artikels am 24. August 2019 von Aranita

Demo Freiheit statt Angst
Demo Freiheit statt Angst

Spontan habe wir uns entschlossen, nach Berlin zur Demo “Freiheit statt Angst” zu fahren. Ich hatte ursprünglich wenig Lust hinzufahren, da ich normalerweise Veranstaltungen, auf denen diskriminiert wird, meide. Und als ich die Webseite der Organisatoren durchlas und dort auf diskriminierende Gendervergewaltigung der deutschen Sprache stieß, sank meine Lust nach Berlin zu fahren deutlich. Erst am Donnerstag vor der Demo entschied ich mich, doch hinzufahren. Das Thema halte ich für äußerst wichtig und dann gilt es für mich, Flagge zu zeigen, auch wenn Teile der Organisation Dinge tun, die ich verabscheue.

Piraten auf der Demo “Freiheit statt Angst”

Das letzte Mal, dass ich in Berlin auf Demonstrationen und Aktionen teilnahm, ist 30 Jahre her. Damals, in den 80ern, fuhr ich mehrmals im Jahr nach Berlin, oft am 1. Mai, aber auch zu anderen politischen Veranstaltungen und Aktionen. Nun sorgt die Zeit dafür, dass man vieles in der Vergangenheit eher verklärt sieht und vielleicht liegt es auch daran, dass ich wegen der Antifa-Gruppe in der Demonstration ziemlich erschrocken war. Einpeitscher, Jugendliche, die irgendwelche Parolen nachplärren, Hass gegen Andersdenkende – ähnliches Agieren habe ich vor einiger Zeit erleben müssen, als ich zufällig eine Neonazi-Demo gesehen habe. War ich damals auch so? Heute würde ich sagen: “Nein”. Aber wie gesagt, in 30 Jahren verklärt sich vieles.

Blick auf einen Teil der Piraten auf der Demo
Blick auf einen Teil der Piraten auf der Demo

Die Demo selbst war zwar nicht mehr ganz so besucht wie die Demos der letzten Jahre. Die Veranstalter sprachen von mehr als 6.500 Teilnehmen, ein Sprecher der Polizei sagte mir etwas von 2.300 Teilnehmern. Meine Schätzung geht allerdings eher in Richtung der Zahlen der Veranstalter. Etwa 80 unterschiedlichste Gruppierungen nahmen an der Demo teil. Neben Piraten, Linken und Grünen war sogar ein versprengtes Grüppchen der FDP dabei, aber auch die “Berliner Linux User Group”, die “Freie Arzteschaft” oder der “Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen”.

Parteipolitisch war die Piratenpartei mit den meisten Unterstützern und drei Fahrzeugen vertreten. Ein Negativ-Kompliment geht an dieser Stelle an die Tagesschau, die es schaffte, in ihrem Bericht die vielen Piraten komplett herauszuschneiden. Das war eine wahre Kunst der einseitigen Berichterstattung in stolzer DDR-Tradition. Der Weg der Demo startete am Brandenburger Tor, ging über die Wilhelmstraße zum Hauptbahnhof, am Bundeskanzleramt vorbei und dann wieder zurück zur Straße des 17. Juni.

Im Zuge der Veranstaltung habe ich einige Piraten getroffen und konnte mich mit ihnen unterhalten. Alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen und irgendwer wäre dann sicher beleidigt, weil ich ihn vergessen hätte, daher will ich nur auf einen Menschen eingehen, den ich bisher nur über soziale Netzwerke kennen gelernt habe. Bei ihm habe ich bewundert, wie er den Hass, der von fanatischen Ideologen innerhalb der Berliner Piratenpartei ausgeht, aushält. Ja, es geht um Simon Lange, der, weil er sich offen gegen Klüngelei, Hass auf Andersdenkende und Gewaltbefürwortung stellt, übelste Schikanen von diesen “Parteifreunden” hinnehmen muss.

Für das nächste Jahr wünsche ich mir wieder mehr Beteiligung, oder sind die Menschen wirklich schon so abgestumpft dass sie sich von den Herrschenden alles gefallen lassen? Was muss denn noch passieren, dass die Menschen endlich aufwachen und sich gegen diese immer stärker werdende Bespitzelung zur Wehr setzen? Bedeutet das Bewahren der persönlichen Freiheit und Eigenständigkeit mittlerweile nur ein paar tausend Aktivisten etwas? Daher zum Abschluss allen, die an der Demo teilgenommen haben, ein herzliches “Danke”, die Gesellschaft braucht Menschen, die sich nicht alles gefallen lassen, die zu ihrer Überzeugung stehen und dafür auch ihr Gesicht zeigen.



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