Fabel: Die Meise und die Schneeflocke

Voraussichtliche Lesedauer des Artikels: 2 Minuten

Letzte Änderung des Artikels am 21. September 2021 von Aranita

Ich hatte kürzliche eine Diskussion, wo es darum ging, ob eine Stimme bei der Bundestagswahl überhaupt etwas ausrichtet. Die nackten Zahlen sprechen dagegen. Es gibt etwas über 60 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland, das heißt, meine Stimme macht gerade einmal 0,0000017 Prozent aus. Die meisten Online-Prozentrechner geben als Ergebnis hier übrigens „0“ aus, weil die Zahl so verschwindend gering ist. Damit bewirke ich weder etwas, noch kann ich auch nur ansatzweise etwas verändern.

Jetzt einmal abgesehen von moralischem Druck, den ständigen Aufrufen, man solle doch zu Wahl gehen, das sei die Pflicht eines aufrechten Demokraten: Bewirkt meine Stimme wirklich nichts? Mein Gesprächspartner hat mir dann eine Fabel erzählt, die ich hier wiedergeben möchte. Es ist die Fabel von der Meise und der Schneeflocke.

Die Meise fragte die Wildtaube: „Sag mir, was wiegt eigentlich eine Schneeflocke?“ „Nicht mehr als ein Nichts“, gab die Wildtaube zur Antwort. „Dann muss ich Dir jetzt eine wunderbare Geschichte erzählen“, sagte die Meise.

„Ich saß einst auf dem Ast einer Fichte, ziemlich dicht am Stamm. Plötzlich begann es zu schneien. Es war kein Schneesturm, sondern die Schneeflocken fielen herab wie ein Traum, lautlos, ohne Schwere. Da ich gerade nichts besseres zu tun hatte, habe ich die Schneeflocken gezählt, die auf die Zweige und den Ast fielen, auf dem ich saß, und die darauf liegen blieben.

Stell dir vor, liebe Wildtaube“, sagte die Meise, „ich kann gut zählen und ich habe genau Viermillioneneinhundertzweiunddreißigtausendundzweiundfünfzig Schneeflocken gezählt. Und als die Viermillioneneinhundertzweiunddreißigtausendunddreiundfünfzigste Flocke auf den Ast fiel, die nichts mehr als ein Nichts wog, bracht der Ast mit einem leisen Knacken ab und fiel zu Boden.“ Nach diesen Worten flog die Meise davon.

Wer also nur auf die nackten Zahlen schaut, wird auch weiterhin nichts bewirken. Wer aber auf das große Ganze blickt, kann mit vielen anderen durchaus etwas erreichen.



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